Eigentlich wollte ich nach Neuseeland auswandern. Doch was macht Frau, wenn Mann nicht mitkommen will?
Genau: Wir einigten uns auf Europa und entschieden uns für Apfeldorf. Gut, Apfeldorf ist
zwar nicht Neuseeland aber gefühlt liegt es auch am Ende der Welt. Es lässt sich hier auf dem Land gut leben.
Die Menschen leben hier noch im Einklang mit der Natur. Wie die Menschen auf Kreta.
Schon Anfang der 80er Jahre habe ich mich in diese Insel verliebt. So war für mich die logische Schlussfolgerung,
wenn schon nicht Neuseeland, dann zumindest näher an Kreta heranrücken.
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Ich habe mich im Laufe der letzten Jahre auf Kreta immer mehr mit den heimischen Kräutern und dem flüssigen Gold beschäftigt.
Ich wollte wissen, wie ein nativ extra Olivenöl entsteht. Wie wird ein Olivenhain nach alter „minoischer“ Art bewirtschaftet?
Ganz ohne Einsatz von Maschinen und Chemikalien?
Jeden Winter aufs Neue fliege ich nach Kreta und helfe tatkräftig bei der Olivenernte. Was ich im Laufe der Jahre gelernt habe ist:
Es wird nicht gewässert. Der Regen ist das beste Wasser.
Es wird nicht gedüngt. Das erledigen die Schafe, die der Schäfer über das Grundstück treibt. Der Vorteil ist, dass die Schafe die jungen Zweige unten am Baum fressen.
Der Schafskot dient bei der Gelegenheit gleich als natürlicher Dünger. Wie praktisch.
Es wird nicht gepflügt. Unter der Erde sind so viele Mikroorgansimen, die den Baum mit Nährstoffen versorgen. Baum und Boden bilden eine wunderbare Symbiose.
Es wird nicht gespritzt. Pestizide sind tabu!
Aber wie wird geerntet? Die Olivenernte ist sehr anstrengend. Dafür benötigt man Jutesäcke, Planen, Kämme, Gabeln, zwei gesunde Hände, einen kräftigen Rücken und eine Astsäge.
Um mal eine Größenordnung zu nennen: Im November 2015 standen wir zu viert drei Tage von morgens bis abends auf dem Feld um mit der Hand zu ernten. Insgesamt 324 Kilo haben 14 Bäume im Jahr 2015 dem Bauern an Oliven geschenkt. Die Olivensäcke werden zeitnah zur Olivenmühle gebracht wo sie ebenfalls zeitnah zu Olivenöl verarbeitet werden.
Der Ertrag belief sich auf 40 Liter. Wenn dann das flüssige Gold frisch aus der Olivenmühle kommt und wir ein frisches Weißbrot darin tunken, dann sind alle Strapazen vergessen.